Wenn die Pflanzung fertig ist, hat der Gärtner noch nicht ausgesorgt, denn nun beginnt die Nacharbeit namens Anwuchspflege. Es scheint jedoch ein tief eingeprägtes Verhaltensmuster zu sein: Die Pflanze ist drin und nun muss sie gefälligst selbst zurechtkommen. Wenn sie dann die Blätter hängen lässt, dann erbarme ich mich doch endlich und gebe ihr etwas Wasser. Vertrocknen soll sie dann doch nicht. Damit ich (und vielleicht auch andere)  keine Entschuldigung mehr habe, wenn ich mich so stiefmütterlich um eine frisch in der Erde steckende Pflanze kümmere, geht es heute um die Nacharbeit zur Pflanzung.

Warum Anwuchspflege notwendig ist

Bevor eine Pflanze in den Garten kommt, wurde sie meistens in einer Baumschule oder auf dem Fensterbrett gehegt und gepflegt. Dabei gilt: Je gesünder und robuster die Pflanze schon ist,  desto besser. Aber genauso gilt es, dass eine robuste Pflanze nicht im Gewächshaus heranwächst. Sie muss schon gewissen harten Bedingungen ausgesetzt werden.

Aber egal woher die Pflanze kommt: Die harte Realität des Gartenbodens ist sie bisher nicht gewohnt. Hinzu kommt noch, dass sie ihr altes Zuhause verlässt und in einem neuen zurechtkommen muss. Das ist schon einiges an Stress für die Pflanze. Deswegen sollte man ihr beim Eingewöhnen unter die Arme greifen.

Gießen will gelernt sein

Etwas Wasser an die Pflanze ran und fertig ist das Gießen. So oder so ähnlich könnte man das Gießen umschreiben. Doch folgendes gilt es dabei zu beachten:

Lieber seltener und viel als häufig und wenig!

Warum denn das? Als jemand, der weder Zeit noch Wasser zu verschenken hat, möchte ich eine möglichst trockenheitsresistente Pflanze haben. Und genau das kann ich mit dem Gießen beeinflussen. Denn wenn ich jeden Tag die oberen 10 cm Erde etwas feucht mache, erreiche ich damit nur, dass die Pflanze ihre Wurzeln genau in diesen oberen 10 cm konzentriert. Höre ich dann auf mit Gießen und der Regen bleibt aus, dann hat die Pflanze keine Wurzeln, die genügend Wasser aus der Tiefe fördern können.

Deswegen sage ich gerne obigen Spruch: „Lieber seltener und viel als häufig und wenig!“ Bei mir sieht das dann so aus, dass ich möglichst selten gieße, dann aber ordentlich Wasser gebe, damit auch noch in 30 cm etwas ankommt. Dadurch wird die Pflanze angeregt, ihr Wasser weiter unten zu suchen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Pflanze nicht zu viel Trockenheitsstress ausgesetzt werden sollte.

Düngung

Ich selbst dünge eher zurückhaltend. Meine Ansicht ist: In einem gesunden und passenden Boden muss ich nicht (viel) düngen und wenn der Boden nicht gesund ist oder nicht passt, ist düngen auch keine dauerhafte Lösung. Von daher ist mein erster Ansatz der Boden. Die Düngung sollte das Bodenleben unterstützen und nicht einfach nur Nährstoffe liefern.

Weitere Nachsorgearbeiten

Besonders wenn man Bäume oder Sträucher in Grasflächen pflanzt, wird ihnen oft keine Luft zum Atmen gelassen. Eine junge Pflanze braucht anfangs Schutz vor allzu großer Konkurrenz. Nun scheint es so, als ob das bisschen Gras doch dem Baum nichts machen kann, aber das stimmt nicht. Eine geschlossene Grasdecke lässt wenig Wasser durch. Bei einem Regen von 15 mm² kommt beim Baum noch gar nichts an. Deswegen ist hier eine offene Baumscheibe (das bedeutet ein Bereich rund um den Baum, der frei von Bewuchs ist), die am besten gemulcht wird, eine wichtige Sache. Und bei schwachwüchsigen Bäumen oder Sträuchern sollte diese offene Fläche sogar ein Leben lang bestehen bleiben. Man kann sie aber vielleicht auch mit einem genügsamen Bodendecker bepflanzen.

Zum Schluss: Wenn man die Pflanze immer wieder aus der Nähe betrachtet, dann fällt einem auch auf, wenn es ihr nicht gut geht.

Anwuchspflege – Nacharbeit zur Pflanzung
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Ein Kommentar zu „Anwuchspflege – Nacharbeit zur Pflanzung

  • 2. August 2013 um 08:34 Uhr
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    Ein sehr schöner Artikel. Du scheinst die Pflanzen als Lebewesen richtig wahrzunehmen. Das gefällt mir. Ich gehörte bis eben auch zu denjenigen, die die Pflanzen größtenteils sich selbst überlassen haben. Mir war nicht bewusst, dass es für Pflanzen derart stressig ist, sich an ein neues zu Hause zu gewöhnen. Nun werde ich diesen Aspekt beachten. Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg beim Gärtnern.

    BG Martin

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