Gerade ist wieder die Zeit der Hecke. So viel Aufmerksamkeit wie in dieser Zeit bekommt sie selten. Während die Hecken aus Laubgehölzen jetzt meistens ihren ersten Schnitt schon hinter sich haben, beginnt die Hochzeit der Nadelgehölz-Hecken erst. Da ich in letzter Zeit auch mit Hecken beschäftigt war, möchte ich heute einmal meine Gedanken zum „perfekten“ Heckenschnitt aufschreiben. Vielleicht sind sie dem ein oder anderen eine Hilfe oder Anregung.

Der Schnittzeitpunkt

Zuerst einmal muss man sich Gedanken über den besten Schnittzeitpunkt machen. Ich schreibe bewusst nicht „richtiger“ Schnittzeitpunkt, weil das relativ ist. Einen besten Schnittzeitpunkt gibt es allerdings schon, er hängt jedoch auch von meinen subjektiven Kriterien ab. Biologisch gesehen liegt der beste Schnittzeitpunkt dort, wo die Pflanze ihr Triebwachstum abgeschlossen hat und der Trieb ausgereift ist. Das hat zwei Vorteile:

  1. Die Pflanze treibt nicht wie verrückt nach und bekommt dann mit unausgereiften Trieben einen Frostschaden.
  2. Die Pflanze treibt nicht wie verrückt nach und ich muss nicht nochmal schneiden.

Das klingt im Prinzip super, lässt sich aber leider oft nicht so umsetzen. Das Problem liegt vor allem bei den stark wachsenden Hecken aus Laubgehölzen. Meistens steht die Hecke an der Grundstücksgrenze und bei 20-30cm Zuwachs bleibt dann vom Gehweg nicht mehr viel übrig. Da lässt sich dann nur schwer bis September warten. Deswegen werden solche Hecken meist zweimal pro Jahr geschnitten: Einmal im Spätwinter vor dem Austrieb und einmal so gegen Ende Juni. Nach dem Schnitt im Juni treiben sie dann nochmal, aber eben nur so viel, dass der nächste Schnitt bis zum Winterende Zeit hat. Nun wird es schnell etwas kompliziert mit dem Heckenschnitt, denn es folgt die erste Ausnahme: Alle früh blühenden Hecken sollte man erst nach der Blüte schneiden, weil man sonst die Blüte wegschneidet.

Die Taktik nur einmal im Jahr zu schneiden kann man also bei den langsam wachsenden Nadelgehölzen anwenden oder man hat eben so viel Platz, dass es egal ist, ob die Hecke 80 oder 140 cm breit ist. Ein weiterer Nachteil fällt mir zum Schnitt im August noch ein: Man sollte mit der Heckenschere umgehen können, denn sonst sieht man die Löcher bis zum nächsten Frühjahr.

Die Form einer Hecke

Nachdem nun der perfekte Schnittzeitpunkt unklar geworden ist, soll es um die Form gehen. Da ist die „perfekte“ Lösung aus meiner Sicht recht einfach: Trapez heißt hier das Stichwort! Die unten breite und oben schmale Trapezform  hat zwei große Vorteile:

  1. Sie ist statisch die beste Form, weil die Hecke oben nicht schwerer ist als unten und auch viel Schnee ihr nichts anhaben kann.
  2. Biologisch ist sie super, weil sie viel Licht in den unteren Bereich lässt. Oft gibt es das Problem der unten verkahlenden Hecke. Mit einer Trapezform wird diesem Verkahlen entgegen gewirkt.

Nun ist es so, dass genau die Trapezform recht schwer zu erreichen ist, weil ein Strauch dazu neigt oben mehr zu wachsen als unten. Deswegen muss man hier von Anfang an sehr konsequent sein, sonst kann man diese Form nicht einhalten.

Wenn noch etwas Pfiff gewünscht ist, dann kann man noch die beiden oberen Kanten abschrägen. Dadurch kommt noch mehr Licht ins Innere, der Schnee fällt noch leichter herunter und es wirkt aus meiner Sicht dynamischer. Wenn man noch weiter geht und Höhenunterschiede oder bewusste (!) Wellen einbaut, dann ist man bei der hohen Kunst des Formschnitts (Topary) angekommen. Aber darum soll es hier nicht gehen.

Der Schnitt selbst

Nach der Theorie geht es jetzt an den Schnitt. Hier bleibt mir nur zu sagen: Da hängt viel an der persönlichen Geschicklichkeit und Genauigkeit. Im Normalfall verwendet man heute eine motorbetriebene Heckenschere. Da es hier nicht um Kabelabschneiden und Luftverschmutzung geht, lassen wir die Art der Heckenschere außen vor. Einen drastischen Satz muss ich aber doch noch los werden: Lasst die Maschinen von Hecken weg, die dafür nicht geeignet sind. Dazu gehören z.B. großblättrige Kirschlorbeeren (Prunus laurocerasus). Denn die halbierten großen Blätter bekommen einen braunen Rand, der furchtbar aussieht. Ich schneide diese Art von Hecken am liebsten von Hand. Wenn man etwas Übung darin und eine gute Schere hat, geht das auch zügig. Ansonsten sollte man nicht dem allgemeinen Trend folgend Kirschlorbeerhecken pflanzen.

Zurück zur Motorheckenschere und der Hecke. Am besten geht man nach einem System vor. Wenn man immer wieder den selben Ablauf hat, schneidet man nach einem guten Anfang fast von selbst gerade. Denn man kann die Heckenschere dann einfach auf die bereits geschnittene Fläche legen und geht dann in der selben Richtung weiter. Schwieriger sind Bögen und vor allem Innenbögen. Da hilft vor allem Übung und ein wenig Zeit. Zeit ist überhaupt ein gutes Stichwort. Lieber etwas bedachter schneiden als nachher ein Loch haben. Gut ist auch immer mal wieder einen Schritt zurück zu treten und das Werk aus der Ferne zu kontrollieren. Das gilt besonders für die Höhe.

Und nun viel Erfolg beim Schneiden. Ich freue mich, wenn Ihr weitere Tipps habt oder auch noch eine Frage.

Noch ein Tipp für denjenigen, der grundsätzlich Fragen zum Thema Gehölzschnitt hat: Das Buch Alles über Gehölzschnitt: Ziergehölze, Obst und Formschnitt von Helmut Pirc war mir selbst eine große Hilfe. Und wem das zu dick ist, für den gibt es den Taschenatlas Ziergehölze schneiden: Schnitt für Schnitt vom selben Autor.

Hecke schneiden, aber wie?
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