Wer wie ich gerne im Garten mit Stauden arbeitet, experimentiert und sich an ihnen erfreut, der kennt sicherlich das Suchen nach Stauden für die vorhandenen Standortbedingungen. Es gibt da sicher unterschiedliche Strategien, um zu einem Ergebnis zu kommen. Das „Trial and Error“-Verfahren scheidet für mich gleich mal aus. Auch würde mir nicht in den Sinn kommen, in den Baumarkt oder eine Staudengärtnerei zu fahren, um mich dann dort durch die Produktschildchen zu quälen. Die Standortbeschreibungen auf solchen Schildchen sind dann auch oft mehr als dürftig. Es gibt da eine wesentlich bequemere Möglichkeit, um für einen bestimmten Standort viele Stauden zu finden.

Die Lebensbereiche der Stauden

Die Grundlagen für das von mir beschriebene aber nicht erfundene Verfahren wurden schon vor einigen Jahren gelegt. Beteiligt daran waren verschiedene Professoren und andere Gärtner. Das erste Standardwerk dazu haben meines Wissens nach dann Herr Hansen und Herr Stahl veröffentlicht (Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen* ). Und ich finde, dass es sich nicht nur für mich als Landschaftsgärtner, sondern auch für jeden ambitionierten (Hobby-)Gärtner lohnt, mit dieser Systematik zu arbeiten.

Es wurde schon länger angefangen, Stauden systematisch bestimmten Lebensbereichen zuzuordnen. Damit das weitere verständlicher wird, erläutere ich nun erst einmal den Begriff „Lebensbereiche“.

Lebensbereiche

Auf dieser Erde gibt es viele Orte mit ganz unterschiedlichen Bedingungen und trotzdem wachsen an den meisten Orten verschiedene Stauden. Die wichtigsten, ein Staudenleben beeinflussenden Faktoren sind: Licht, Wasser, Temperatur, Bodenart, Konkurrenz. Es gibt natürlich noch mehr, aber die spielen dann eher untergeordnete Rollen.

In der Systematik wurden nun die Standortfaktoren Licht und Wasser als die wesentlichen Faktoren verwendet und Bodenart und Konkurrenz wurden teilweise auch berücksichtigt. Die Lebensbereiche sehen dann so aus:

  • Gehölz (G)
  • Gehölzrand (Gr)
  • Freiflächen (Fr) – dazu gehören auch Steppenheiden (Sh) und Heiden (H)
  • Steinanlagen (St) – dazu gehören auch Felssteppen (Fs), Steinfugen (Sf), Mauerkronen (Mk) und Matten (M)
  • Alpinum (A)
  • Beet (B)
  • Wasser (W)
  • Wasserrand (Wr)

Es wurde nun also versucht möglichst viele Stauden einem jeweiligen Lebensbereich zuzuordnen. Manchmal muss man einer Staude auch mehrere Lebensbereiche zuordnen. Die Zuordnung bedeutet auch nicht, dass die Staude woanders nicht wächst. Es ist nur so, das sie dort natürlicherweise eher selten bis gar nicht vorkommt. Wenn man die Staude dann trotzdem dorthin pflanzt, geht man eben ein größeres Risiko ein.

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Weitere Unterteilung nach Wasserbedarf

Nun gibt es noch eine weitere Unterteilung nach dem Wasserbedarf. Denn der Wasserbedarf verschiedener Stauden, die am Waldrand (=Gehölzrand) wachsen, kann sich z.B. stark unterscheiden. Diese Unterteilung erfolgt mit den Zahlen 1-8, wobei die einzelnen Zahlen folgendes bedeuten:

  1. Trockener Boden
  2. Frischer Boden
  3. Feuchter Boden
  4. Feuchter bis nasser, manchmal überfluteter oder abtrocknender Boden
  5. Feuchter bis dauernasser Boden
  6. Schwimmblattpflanzen (Wurzeln im Boden, Blätter schwimmen großteils auf dem Wasser)
  7. Untergetauchte Pflanzen (Blätter und Triebe unter Wasser = submers)
  8. Freischwimmende Pflanzen

Es ist dann schnell offensichtlich, dass die Zahlen 6-8 nur für Pflanzen im Lebensbereich Wasser in Frage kommen und die Zahlen 4-5 eigentlich nur auf den Wasserrand zutreffen. Die Zahlen 1-3 sind dann für alle anderen Lebensbereiche gedacht.

Weitere Unterteilung nach Lichtbedarf

Es gibt auch teilweise noch eine Differenzierung des Lichtbedarfs. Dafür werden dann folgende Begriffe verwendet:

  • Sonnig (so)
  • Absonnig (abs)
  • Halbschattig (hs)
  • Schattig (sch)

Anwendung der Kennziffern

Im konkreten Fall steht nun bei einer Pflanze folgendes:

Aruncus dioicus – Waldgeißbart

Standort: GR/G2 hs-sch

oder

Standort:

  • Gehölzrand an halbschattiger bis schattiger Stelle auf frischem Boden
  • Gehölz an halbschattiger bis schattiger Stelle auf frischem Boden

Wir sehen hier zwei verschiedene Varianten der selben Systematik. Bei der ersten Variante werden für den Standort die Kürzel verwendet, während in der zweiten Variante die Standortvorlieben ausgeschrieben werden. Ich hoffe, dass man nach meiner Erklärung beide Varianten verstehen und einordnen kann, so dass man den Waldgeißbart nicht in die pralle Sonne setzt. Wobei ich mir eine kleine Randbemerkung nicht verkneifen kann: Ich habe den Waldgeißbart bereits zweimal in den sehr trockenen Schatten gesetzt und das geht auch. Er bleibt nur kleiner. Man sieht also an diesem Beispiel gleich, dass die Systematik nicht alles abdecken kann, aber sie ist auf jeden Fall ein sehr guter Anhaltspunkt.

Nun haben wir die Systematik kurz und knapp kennengelernt. Wie kann ich jetzt damit praktisch arbeiten? Um damit praktisch arbeiten zu können, benötige ich einen guten Staudenkatalog oder ein gutes Staudenbuch, wo Stauden schon nach einem solchen System eingeteilt werden. Gute Staudenhändler haben auch bereits auf ihrer Internetseite bei jeder Pflanze die Standortdefinition nach dem obigen System. Man muss dann nur noch selbst definieren, was für einen Standort der gewünschte Gartenbereich hat und kann schon auf die Suche gehen. Empfehlen möchte ich dazu an dieser Stelle das schon erwähnte Buch Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen* von Hansen und Stahl. In diesem Buch finden sich auf 573 Seiten zahlreiche Listen von Stauden zu den verschiedensten Lebensbereiche. Allerdings arbeiten Hansen und Stahl mit einer leicht anderen Systematik. Vor den zu jedem Lebensbereich vorhandenen Listen wird genau erklärt, für welchen Standort die Liste ist. Durch die verschiedenen Listen ist es hervorragend möglich, dass eine Staude eben durchaus in verschiedenen Listen vorkommt. Dadurch kann man dann besser beurteilen, womit eine Staude noch zurechtkommt und womit nicht mehr. Es gibt außerdem ein Pflanzenregister, mit dem man sehr gut Stauden nachschlagen kann. Zu erwähnen ist noch, dass die Pflanzen nach ihren botanischen Namen gelistet sind. Doch gibt es auch Hilfe für diejenigen, die sich damit nicht zurechtfinden: Im Anhang findet sich eine Liste, die deutsche in botanische Namen übersetzt und in den Listen steht, wenn vorhanden, eine deutsche Bezeichnung dabei. Wobei deutsche Namen sowieso „Schall und Rauch“ sind, da sie oft nicht eindeutig sind. Ich habe vor, in diesem Blog bald einmal die Logik hinter den botanischen Namen zu erklären und empfehle generell mit den botanischen Namen zu arbeiten. Bilder gibt es in diesem inhaltsschweren Buch nur wenige, aber dafür ist es auch nicht gedacht. Mit diesem Buch finde ich persönlich eigentlich für jeden Standort die passende Staude.

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Stauden für jeden Standort finden 1.Teil
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